Hartnäckig hält sich die Überzeugung, dass Katzen Einzelgänger sind und daher die Aufnahme nur eines kleinen Kätzchens in die Familiengemeinschaft völlig genügt.

Dies ist aber so nicht korrekt!

Das Leben – insbesondere und ausschließlich in den ersten Lebensmonaten unabdingbar an die Wohnung gebunden – ist für ein einziges junges Kätzchen viel zu langweilig und einseitig, auch wenn der Mensch sich noch so viel mit ihm beschäftigt. Alleine in der Wohnung ist es ausschließlich auf seinen Menschen angewiesen, der ihm auch mit größter Fürsorge niemals das bieten kann, was Katzen „unter sich“ erlernen und erleben. Man beobachte mal eine Riege Katzenkinder, wie sie miteinander raufen, balgen, kämpfen, spielen und miteinander kuscheln.  Der Mensch kann auch keine Ohren putzen oder das Fell mit der borstigen Zunge reinigen, was zu einem ausgeglichenen Sozialverhalten beiträgt. Der Mensch kann niemals einen Katzenkumpel ersetzen. Und all das, was man leichthin „spielen“ nennt, außer dem Schmusen oftmals fast die einzige Beschäftigung mit den Kleinen, ist ursprünglich die Vorbereitung auf das „wirkliche“ Leben, ja sogar das Überleben.

Hat die Katze später Freigang, ist sie viele Stunden täglich in Bewegung, erkundet, kontrolliert und beobachtet, liegt auf der Lauer, jagt, spielt, rennt, räkelt sich in der Sonne und hat naturgemäß vielfältige Kontakte zu Artgenossen, wird mit diesen interagieren, ihnen freundlich, feindlich oder gleichgültig gesinnt sein. Dabei werden all ihre hoch entwickelten Sinne gefordert, und die Katze bleibt ausgeglichen und aktiv, was sich positiv auf ihren Stoffwechsel und auf ihre Psyche auswirkt. Um all diese Verhaltensweisen zu erlernen, bedarf es mehr als dem einfachen Zusammenleben „nur„ mit Menschen, es bedarf eindeutig dem Zusammenleben- und erleben mit Artgenossen, und das bereits ab frühester Jugend, wo das Erlernen vielfältiger Strategien das künftige Leben bestimmt. Die domestizierte Hauskatze ist in ihrem Sozialverhalten absolut nicht mehr mit ihrer Wildform (Falbkatze) gleichzusetzen und daher kein reiner Einzelgänger. Selbst verwilderte Hauskatzen finden sich immer in Gruppen zusammen.

Man stelle sich nur vor, man lebe als kleines Menschenkind alleine im Wald nur unter Tieren, deren Sprache und Gebräuche man nicht kennt – nicht wie Mowgly, der mit den Tieren spricht, oh nein – könnte man denen erklären, wie schön ein Märchen ist oder ein Lied erklingt? Würden all die vielen Tiere dies verstehen, oder bräuchte es hierzu eines Menschen, mit dem man all dies teilen könnte? Und wem soll nun das Kätzchen wohl erzählen, wie lecker eine dicke Fliege schmeckt, wenn man sie denn nach langer Hatz gefangen hat und dass der Vorhang sich so toll erklettern lässt …?

Kaspar Hauser lässt grüßen, wenn all dies unberücksichtigt bleibt.

Denn die möglichen Folgen der Einzelhaltung junger Katzen können vielfältig sein:

  • durch Langeweile entstehende Zerstörungswut
  • „Aggression“, bzw. Verhalten, welches vom Menschen als solches wahrgenommen wird. In Wirklichkeit versucht die Katze nur, mit dem Menschen so zu agieren, wie sie es mit einem Artgenossen tun würde. Viele junge Einzelkatzen werden deswegen kurz nach der Anschaffung wieder abgegeben.
  • Verhaltensstörungen, z.B. verminderte Frustrationstoleranz, starke negative Reaktionen bei Veränderungen
  • stark aufdringliches Verhalten dem Menschen gegenüber
  • spätere Unverträglichkeit mit Artgenossen

Dies wird weder Euch noch Eurer Katze gefallen, niemand wird hieraus einen Vorteil für sein Leben ziehen, weder Ihr noch Eure Mieze. Es werden nur alle unglücklich sein und ein harmonisches Miteinander wird sich nicht einstellen.

In diesem Zusammenhang ist es auch unbedingt notwendig, Euch über die Haltung von Katzen ausschließlich in der Wohnung zu belehren. Es ist nicht zu vertreten, dass man Katzenkinder zu Wohnungskatzen verdammt, und sich mit dem Satz „Sie gewöhnen sich daran“ oder „Sie lernen es ja nicht anders kennen“ selbst belügt.

Überlasst es den Tieren, sich so zu entwickeln, wie es ihrer Art und ihrem Charakter entspricht. Es gibt nichts Schlimmeres, als Katzenkinder von vorneherein selbstherrlich als Wohnungskatzen zu verdammen. Was macht Ihr denn, wenn das Tier mit einigen Monaten, wenn sich der Charakter langsam geprägt hat, zeigt, dass es doch nach draußen will? Wenn es beginnt, an den Tapeten und Möbeln zu kratzen, wenn das Protestpinkeln anfängt?

Kann man sich eigentlich vorstellen, was es bedeutet, sein gesamtes Leben lang in einer Wohnung eingesperrt zu sein, viele, viele Stunden alleine gelassen, mit niemandem in dieser langen, einsamen Zeit zu spielen und herumzutollen, zu erzählen und zu streiten?

Wem man dies noch lange erklären muss, und die Einsicht dann noch immer auf sich warten lässt, wie der Regen in der Wüste, der hat nichts verstanden. Dem gehört nichts, und schon gar keine Katze! Und mit absoluter Sicherheit keine von uns, von Anubis, dessen Mentor und Sprachrohr ich bin. Die Tiere können sich leider nicht verbal äußern, dass sie gerne einen Kumpel wollen, dass sie gerne nach draußen möchten – sie sind den Menschen ausgeliefert und müssen sich dem beugen, was man ihnen bietet.

Also, mir scheint, die Frage eins oder zwei – ist´s einerlei? durch das oben Genannte hinreichend und überzeugend beantwortet zu haben.

Dann haltet Euch an das, was aus berufenem Munde erschallt und nehmt an, was berichtet wurde.

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Auszüge eines veröffentlichten Artikels wurden mit dem Einverständnis der Autorin / des Autors übernommen. Quellenangabe: „M. Schlößer/tierheim-horb.de