Gerne möchten wir Euch von unserer diesjährigen Tierschutzreise nach Spanien berichten. Nach 3 Jahren und Corona konnten wir endlich mal wieder unsere Freunde und Tierschutzkollegen in Alicante und Orihuela besuchen.
Wir haben viele Eindrücke mitnehmen können und auch einiges vor Ort erreichen können. Aber ganz von vorne.
Tag 1, 17.05.2023:
Sybille und ich sind am 17.05. morgens sehr früh, jeweils von unseren Heimatorten gestartet und am frühen Vormittag in Spanien angekommen. Gut gelaunt geht es direkt zum Autoverleih. Wir wollen gleich losstarten. Mit dem Auto geht es dann zu unserem Hotel in Alicante, wo wir uns kurz sortieren und uns dann auf dem Weg machen, die 3-4 Stunden Freizeit noch zu nutzen und uns ein wenig vor Ort umzuschauen und natürlich was zu essen 😊 Spanische Tapas waren in dem Fall ein MUSS 😊 Nach ein paar Stunden mit viel Lachen und guten Gesprächen wird es Ernst: unser erster Besuch und offizieller Termin in Sachen Tierschutz steht an. Wir machen uns auf dem Weg zum Shelter Asoka Alicante. Wer es evtl. kennt, weiß, dass es recht außerhalb und in unmittelbarer Nähe einer riesigen Zementfabrik liegt:


Vor Ort sind wir verabredet mit Monika. Monika ist unsere Ansprechpartnerin auf spanischer Seite und man kennt sich seit vielen Jahren aus der gemeinsamen Zusammenarbeit. Sie zeigt uns das Shelter und wir dürfen zu den Katzen in die Gehege und sogar mit 2 süßen Hunden zusammen spazieren gehen. Wir sprechen ebenfalls kurz mit Sacri – unsere Ansprechpartnerin für die Katzen – und der Tierärztin des Shelters. Wir bekommen einen kleinen Eindruck vom Tierheimalltag, der geprägt ist von einem ineinander greifenden Aufgabenapparat, der gut funktioniert, alles und vor allem alle sind aufeinander abgestimmt. Jeder kennt seine Aufgaben und geht diesen mit viel Leidenschaft nach. Auch Monika ist komplett ehrenamtlich dort engagiert und kümmert sich mit viel Liebe um die vielen Hunde vor Ort. Wir haben uns schnell darauf geeinigt ein paar der Hunde, die schon lange dort festsitzen, scheinbar zu alt sind und ohne Chance in Spanien, für die Vermittlung aufzunehmen. Nadine aus unserem Team wird von Deutschland aus versuchen für die Fellnasen ein schönes Zuhause zu finden. Parallel schaut unsere Anna, die für die Pflegestellen zuständig ist, nach passenden Pflegestellen für die Fellnasen.






Nach dem Besuch im Tierheim machen wir uns auf dem Weg zurück zum Hotel. Abends sind wir zum Essen verabredet mit Sacri und Paloma. Paloma war lange Zeit – ebenfalls im Shelter Alicante – unsere Ansprechpartnerin für die Katzen. Auf das Wiedersehen haben wir uns sehr gefreut. Der Abend war richtig lustig, wir haben über vieles sprechen können und ein grandioses Essen genießen dürfen. Vielen Dank für die schönen Stunden an die beiden Mädels! Auf bald!
Tag 2. 18.06. 2023:
Der zweite Tag in Spanien beginnt mit schönem Wetter, die Sonne begrüßt uns und nach unserem Frühstück starten wir los. Natürlich haben wir es nicht versäumt einer kleinen Streunerin, die wir vom Frühstücksraum beobachten konnten, noch etwas Essen zu bringen – Randnotiz: erfreulicherweise war die kleine Streunerin kastriert 😊. Es geht los nach Orihuela. Im Hotel angekommen, richten wir uns kurz ein und starten los. Wir sind mit Silvia verabredet. Das Shelter Asoka Orihuela liegt etwas außerhalb in San Bartolomé und so ist es nicht verwunderlich, dass wir uns verfahren 😉 Allerdings zum Glück: auf dem normalen Weg hätten wir nämlich das völlig verdreckte, abgemagerte und kranke Katerchen (wir haben ihn Rodolfo genannt aber dazu später mehr) nicht entdeckt – evtl. war es Schicksal, für das kleine Katerchen alle Male! Aber erst mal der Reihe nach: Das Shelter in Orihuela haben wir seit der Flut Ende 2019 und nach Corona nun das erste mal wieder besucht. Es war ein schönes Wiedersehen mit Silvia. Silvia ist unsere gute Seele und Katzenexpertin vor Ort.

Das Shelter ist eine ehemalige Tötungsstation. Zum Glück haftet dem – außer die nach wie vor sehr kleinen Boxen – nichts mehr an. Man merkt, dass sich hier mit viel Liebe und Sorgfalt, um die Schützlinge gekümmert wird. Nach der Flut musste zudem hier einiges wieder aufgebaut und renoviert werden. Silvia zeigt uns zuerst den Quarantäne-Raum und hier muss man schon auf das Schlimmste gewappnet sein. Die kleinen Fellnasen müssen 4 Wochen in kleinen Einzelkäfige abwarten bis sie in die Gehege und Boxen umziehen dürfen. Das hat natürlich seinen absoluten Sinn aber die kleinen, teils Kitten, verstehen dies natürlich nicht – sie verstehen nicht, dass sie eigentlich Glück haben hier gelandet zu sein. Es treibt einem die Tränen in die Augen, im wahrsten Sinne des Wortes – es ist hart!







Umso deutlicher wird es mal wieder, wie wichtig die Arbeit der spanischen Tierschützer ist und vor allem: wie wichtig unsere Kastrationsaktionen sind!! Schnell haben wir auch hier wieder neue Aspiranten gefunden, für die wir ein Zuhause suchen werden. Da wir uns als Verein vor allem die schweren Fälle auf die Fahne geschrieben haben, sind auch die Handicaps dabei. Nach der Quarantäne-Zeit und sobald wir mehr über den Zustand, über pot. Krankheiten wissen, findet ihr sie hier bei uns auf der Homepage. Schaut gerne vorbei.
Weiter geht es zu den Katzenboxen und den Katzenzimmer, viele der Miezen dort kennen wir bereits, da sie bei uns in der Vermittlung sind. Wir freuen uns sie nun persönlichen kennenlernen zu können 😊









Es wird erstmal ausgiebig geschmust und gestreichelt. Die meisten genießen es, fordern es fast vehement ein ( wie unsere süße Leia oder Thelma) andere sind etwas schüchtern und halten sich im Hintergrund auf. So fällt uns Pino besondert negativ auf. Er hockt auf dem Kratzbaum und macht einen extrem traurigen und gestressten Eindruck. Silvia bestätigt, dass er zusehends abbaut und eigentlich schnell raus muss. Wir kennen solche Fälle aus der Vergangeheit. Im schlimmsten Fall geben sich Katzen einfach auf und stellen das Fressen ein. Spoiler: noch am gleichen Abend bekommen wir von einer unserer Adoptantinnen (Danke Daniela!!!) die Zusage, Pino auf Pflegestelle aufzunehmen. Es hat uns einfach keine Ruhe gelassen, Pino durfte bereits ausreisen (1 Woche später) und ist mittlerweile happy und glücklich bei Daniela angekommen! Aber auch Bamba und Leia, die wir als dringend eingestuft hatten, haben mittlerweile eine Pflegestelle und sogar ein Zuhause finden können. Erste Erfolge, die uns sehr freuen.
Zurück und vorbei an den Hundeboxen, gibt es ein trauriges Bild: viele Hunde mehrfach in den kleinen Boxen, zum Teil Listenhunde. Zum Glück ist das Tierheim hier anders als bei den Katzen mit unterschiedlichen Vereinen, die hier das Tierheim unterstützen, gut aufgestellt. Das tröstet uns ein wenig. Bei den Katzen sind es von deutscher Seite nur wir und ein niederländischer Verein. Wir sind uns bewusst, unsere Unterstützung und Hilfe ist essentiell. Eine große Verantwortung!
Als nächstes schauen wir uns unsere Schützlinge in den kleinen, ca. 4 m² großen – oder besser gesagt kleinen – Boxen an. Sie betteln uns z.T. aus den Boxen heraus an, und es ist wirklich herzzerreißend wie sehr sie um unsere Aufmerksamkeit ringen. Wir schenken ihnen natürlich diese Momente aber wir wissen, es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie brauchen dingend schöne und liebevolle Plätze. Wir suchen also weiter, in der Hoffnung, dass wir ihnen allen bald ein schönes Zuhause bieten können. Zum Glück haben sie Silvia. By the way: Silvia ist die einzige im Shelter für die ca. 80 Katzen. Sie kümmert sich alleinig, nur zusammen mit der Tierärztin vor Ort, um alle unsere Samtpfoten. Was das für eine riesen Aufgabe ist, kann sich jeder denken. Dennoch kennt sie jede Katze genau und mit Namen. Silvia ist einfach großartig!
Wir schauen uns weiter das Gelände an und greifen ein wichtiges Thema auf, welches uns sehr am Herzen liegt. Ein Gehege, nur für die Leukose Katzen. Aktuell müssen sie alleine und in kleinen Käfigen auf ein besseres Leben hoffen. Kein Zustand wenn man weiß, dass es gerade bei Leukose Katzen wichtig ist, dass sie keinen Stress haben und einigermaßen zufrieden sind. Zudem etwas frische Luft und evtl. ein bisschen Sonne genießen dürfen. Nach vielen Gesprächen und Ideen gibt es nun tatsächlich eine Lösung. Ein altes, recht großes Gehege, wird umplatziert, als Freigehege neu aufgestellt. Aktuell ist der Platz ungünstig, da es abschüssig steht, fest verankert und bei einer erneuten Flut eine Todesfalle für die Fellnasen wäre. Wir sind gespannt auf das Ergebnis und werden dann noch mal berichten. Silvia ist es ebenfalls ein großes Anliegen und es löst viele Probleme die wir aktuell bzgl. der Leukose kranken Katzen vor Ort haben. Drückt die Daumen, dass es schnell umgesetzt werden kann. Die Miezen warten schon!

Wir kommen nochmal zurück zu Rodolfo: er lässt uns keine Ruhe und zusammen mit Silvia im Schlepptau, fahren wir wieder ca. 1km zurück zu der Stelle, wo wir ihn gesehen haben und finden ihn: in einem erbärmlichen Zustand. Silvia kennt die Gegend und auch die Menschen, die dort die Katzen halten. Die Katzen werden nicht medizinisch versorgt und sich selbst überlassen, wenn sie krank sind. Rodolfo gehört dazu. Er ist einer von vielen Katzen stellvertretend denen es so ergeht in ihrem Leben. Er hat sich, wenn man so will, zum Sterben abgelegt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass er sich ohne jeden Widerstand von uns einpacken lässt, damit wir ihn mitnehmen können. Gesagt getan: zu dem Zeitpunkt gehen wir allerdings fast davon aus, dass wir ihn nur noch erlösen können. Aber es kommt anders. Silvia kümmert sich sofort um ihn, er kommt auf die Quarantäne-Station und bekommt erst mal etwas zu essen – wahrscheinlich das erste Mal seit langer Zeit, nur für ihn alleine. Und er isst!!! Ein gutes Zeichen. Wir sind nun sicher, er kommt durch und er will leben! Nun folgt das ganze Standardprogramm sobald er einigermaßen fit ist: Impfungen, Bluttests und vor allem Kastration. Aktuell wissen wir: Rodolfo erholt sich nach wie vor und stetig, er schmust, und er ist dankbar. Wir werden für ihn ebenfalls – beizeiten – ein Zuhause suchen. Also schaut mal vorbei – bestimmt wird er bald auf unserer Homepage zu finden sein: Wir hoffen auf ein Happy End!
Wir ziehen weiter. Sind für den nächsten Tag wieder mit Silvia verabredet aber dazu dann später. Für abends steht noch ein Treffen mit Sergio und Rosa an. Die beiden sind private Tierschützer und betreuen die Straßenkatzen mit Futterstellen in Santa Pola, versorgen kranke Katzen medizinisch und haben immer wieder Pflegetiere und immer mal wieder vermitteln wir Katzen von den beiden Tierschützern nach Deutschland. Wir haben einen lustigen Abend zusammen, erneut mit leckeren Tapas, spannenden Gesprächen und gegenseitigen Updates. Vielen Dank für den schönen Abend und bis bald in Deutschland 😉
Es war ein ereignisreicher Tag und wir gehen müde zurück ins Hotel, um fit in den 3. Tage zu starten.
Tag 3, 19.05.2023:
Das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung – es regnet. Egal, wir machen uns auf und fahren zu Silvia nach Hause. Wir freuen uns sehr darauf, denn bei Silvia endet die Tierschutzarbeit natürlich nicht im Shelter, sondern geht in ihrem Haus weiter Sie lebt mit unzähligen Katzen zusammen: ihre eigenen + 3 Hunde, sowie im Außenbereich: Pflegebedürftige und Streuner, die sich bei ihr angesiedelt haben. Im Haus hat sie zudem auch noch Pflegetiere. Es ist ein sehr schönes Gelände und wir genießen die Zeit zwischen all den Tieren und besprechen erneut strategische Themen das Shelter und den Tierschutz betreffend. Hier ein paar Eindrücke:




Abends sind wir erneut verabredet mit einer spanischen Tierschützerin und Silvia. Wir treffen Carolina – wer die Vereinsgeschichte ein wenig kennt, weiß das Carolina mit einer der Hauptakteurinnen bei der Begründung der Zusammenarbeit von Anubis und Asoka Orihuela ist. Daher haben wir uns sehr auf das Treffen mit ihr gefreut. Das letzte lag – Corona geschuldet – sehr lange zurück. Es war ein toller Abend in einer tollen Location


Mit tollem Essen und lustigen Gesprächen – 2 spanische Mädels und 2 deutsche Mädels: ihr dürft raten wer den höchsten Gesprächsanteil hatte 😉 Viel zu Wort sind Sybille und ich nicht gekommen, aber wir haben sehr viel gelacht und hatten eine Menge Spaß. Der Abend hat seinen Abschluss mit einem kurzen Besuch bei Carolina Zuhause gefunden, wo sie uns noch ihre aktuellen Schützlinge vorgestellt hat. Es war ein toller Abend! Auf bald und vielen Dank!!
Tag 4, 20.05.2023:
Abreisetag! Wir haben noch etwas Zeit und genießen heute mal nur Freizeit, bummeln, ein letztes Essen und ein Glas Wein und dann geht es auch schon zum Flughafen! Wir reisen mit vielen Eindrücken ab. Wir haben einiges für unser Shelter in Orihuela erreichen können, neue Schützlinge im Gepäck, die wir vermitteln möchten und auch natürlich einiges was wir verarbeiten müssen. Geballte Eindrücke von Not und Elend hinterlassen so ihre Spuren. Wir haben erneut einen Eindruck bekommen, was unsere Tierschutzkollegen*Innen vor Ort tagtäglich leisten und wie wichtig unsere Arbeit auch von Deutschland aus ist. Wir sind stolz auf die gute Zusammenarbeit und haben wieder eine Menge Ideen mitgebracht. Auch die Kastrationen wollen wir weiter voran treiben. Ist dies doch unsere wichtigste Basisarbeit.
Am Ende wollen wir noch mal auf unsere aktuelle Spendenaktion für Orihuela aufmerksam machen (https://tierhilfe-anubis.org/2023/05/26/katzenmoebel-aktion/). Bei unserem Besuch haben wir feststellen müssen, dass die Fellnasen leider kaum noch Kratzbäume in ihren Boxen haben. Alle sind aufgebraucht, quasi kaputt genutzt. Diese sind aber nicht nur für den Fun-Fact wichtig, sondern auch rettendes Möbilliar im Falle einer erneuten Flut. Aktuell haben sie nichts, was sie höhentechnisch retten könnte. Wir haben natürlich auch schon auf eigene Kosten Kratzbäume hinsenden lassen und auch auch einige Spenden sind schon angekommen! Vielen Dank!
Vielen Dank auch für´s Lesen und Euer Interesse. Bei Fragen zu unseren Reiseeindrücken meldet Euch gerne bei uns!
Bis zum nächsten Mal!
Sybille & Daniela
(und aus Spanien: Silvia, Sacri, Paloma, Sergio, Rosa, Monika & Carolina)
